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Alter Hut?

von Petra Schaus-Wagner

Bis in die 50er Jahre war der Hut keineswegs ein Accessoire sondern ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, so, wie man Strümpfe trug.
Schon 1960 allerdings hatte sich der Umsatz in den USA halbiert. In Deutschland stellten bis Mitte der 70er Jahre 40 % aller Hutfabriken ihre Produktion ein. Wie der Mantel mit der Outdoorjacke getauscht wurde, kamen zunehmend Mützen und Kappen in Mode, was u. a. auch an den nun produzierten flacheren Autos lag, deren niedrige Innenraumhöhe einen Hut unpraktisch werden ließen.
Der gravierendste Grund mag aber der sein, dass Hüte im wörtlichen Sinne Größe verleihen, schummeln sie doch einige Zentimeter dazu. Schon im Altertum waren Kopfbedeckungen Herrschern und Würdenträgern vorbehalten. In der Nachkriegszeit standen Hüte jedoch für das verhasste Establishment und das Militär. Und die Jugend distanzierte sich vom Aussehen ihrer reaktionären Väter.
Breiter, das größte Huthaus Europas in München, beobachtet inzwischen eine Rückkehr zu dieser Kopfbedeckung, die ja nie wirklich ganz von der Bildfläche verschwunden war, wenn man einen Blick auf royale Oberhäupter wirft. Nach glockigen Schlapphüten sind nun aber eher minimalistische Modelle gefragt.
De Bayer, Inhaber der Berliner Luxusboutique „The Corner“, meint: Ein Hut ist unkompliziert und verändert sofort den ganzen Look“. Der Hut ist ein extravagantes, sehr bewusst eingesetztes Accessoire, das die Blicke auf sich zieht. Exzentrische Menschen lieben ihn.
Wie für alle anderen, gilt jedoch auch für sie die Regel: Je schmaler die Schultern, desto kleiner muss der Hut sein, will man nicht aussehen wie ein Fliegenpilz.

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